In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 entlud sich der nationalsozialistische Terror gegen die Juden in aller Öffentlichkeit. Synagogen wurden zerstört, Geschäfte geplündert, Menschen gehetzt, gequält, verhaftet und getötet. Für die Juden in unserem Land war das die Katastrophe vor der Katastrophe, dem menschenverachtenden Holocaust. Auch in Innsbruck klirrten Scheiben, Holz zersplitterte, Möbel krachten auf die Straßen und Gehsteige. Fanatische Innsbrucker Nazis plünderten, brandschatzten, drangsalierten Menschen und ermordeten Mitbürger. „Das war ein ganz dunkler Tag in der Geschichte unseres Landes, Verbrechen, die wir in unserer Erinnerung behalten müssen, auch wenn es schmerzt. Nie wieder, ohne Wenn und Aber!“, ist sich Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint der Verantwortung des Gedenkens bewusst und spart in diesem Zusammenhang nicht mit Kritik am lückenhaften Geschichtsbewusstsein der Landesregierung. Besonders die Vorgangsweise der Mattle-ÖVP rund um den künstlerischen Wettbewerb zur NS-Vergangenheit des Landhauses ist für Sint bezeichnend dafür und schlichtweg skandalös. Dass Mattle sich hartnäckig weigert, das Siegerprojekt „Wir haften für unsere Geschichte“ von Franz Wassermann nach einem einstimmigen Juryentscheid (!) umzusetzen und es stattdessen politisch beerdigt hat und als „gescheitert“ verunglimpft, ist für Sint ein verfehlter Zugang zur Aufarbeitung der Tiroler Geschichte. „Als Liste Fritz weisen wir heute auf Lücken in der Erinnerungskultur hin. Die eigene Geschichte aufarbeiten, sie kennen und dafür haften, macht für mich Erinnerungskultur aus. Wir verlangen, dass das Siegerprojekt von Franz Wassermann umgesetzt wird, auch wenn es der ÖVP nicht passt. Nicht Landeshauptmann Mattle und nicht die ÖVP geben unser Geschichtsbewusstsein vor, das ist die Aufgabe von uns allen als Gesellschaft!“

Innsbrucker Bürgermeister ist Stolperstein für Stolpersteine!

Auch in der Stadt Innsbruck stößt die Erinnerungskultur an ihre Grenzen. Davon kann Harald Büchele von der Initiative „Stolpersteine für Innsbruck“ ein trauriges Lied singen. Diese im Boden verlegten Gedenktafeln sollen sichtbar an das Schicksal jener Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind. „Alfred Graubart aus Innsbruck war ein solches Schicksal. Er wurde während des Novemberpogroms in Innsbruck niedergeschlagen und vertrieben. Seit Jahren versuche ich, dieses Schicksal im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Auf städtischem Grund, aber leider ohne Erfolg!“, so Büchele, der sich mit zum Teil hanebüchenen Argumenten seitens der grünen Stadtregierung konfrontiert sieht. „Ich finde es schade, dass Bürgermeister Willi in der Stadt wie die Mattle-ÖVP im Land im Alleingang bestimmen wollen, wie Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein auszusehen haben. Trotzdem werde ich mich weiter dafür einsetzen und dafür kämpfen, die Opfer dieses nationalsozialistischen Unrechtsregimes im öffentlichen Raum und auf öffentlichem Grund sichtbar zu machen. Ob es einem grünen Bürgermeister passt oder nicht!“

Weisen gemeinsam auf Lücken in der Erinnerungskultur hin: Liste Fritz Klubobmann Markus Sint (l.) und Harald Büchele mit Stolperstein (2.v.r.).