Das überregionale Gewerbegebiet Unterbürg erhitzt weiter die Gemüter. Dies auch, weil sich der Informationsabend von St. Johanns Bürgermeister Stefan Seiwald als Werbe- und Verkaufsveranstaltung entpuppte. Auf der Bühne argumentierten ausschließlich Befürworter des Projektes, Kritiker waren dort scheinbar nicht erwünscht. Für den Bezirkssprecher der Liste Fritz, Sepp Niedermoser hatte das nichts mit Transparenz und Bürgernähe zu tun. „St. Johann, Going, Reith bei Kitzbühel und die schwarz-rote Mattle Regierung wollen mit aller Macht das x-te Gewerbegebiet auf einer grünen Wiese durchsetzen und betreiben damit Raubbau an unserer Natur- und Kulturlandschaft. Statt eine grüne Wiese zuzubetonieren, sollen sie das schon gewidmete, aber noch nicht bebaute Bauland hernehmen. Davon haben sie nämlich genug! St. Johann 300.000 Quadratmeter, Going 285.000 und Reith 100.000 Quadratmeter. Mit dem Bodenfraß muss endlich Schluss sein!“, verlangt Niedermoser, der auch die wirtschaftlichen Argumente vor allem für die kleineren Gemeinden Going und Reith bei Kitzbühel anzweifelt. Dies besonders im Hinblick auf die Kommunalsteuer. „Ich frage mich, warum Reith und Going überhaupt mitmachen. Immerhin dürfen diese beiden Gemeinden lediglich mit insgesamt 20% der gesamten Kommunalsteuereinnahmen rechnen. Das ist wenig bis gar nichts!“, so Niedermoser weiter.
Wirtschaftliche Notwendigkeit ist ein Totschlagargument
Auch Liste Fritz Klubobmann Markus Sint kann die wirtschaftlichen Argumente für dieses Gewerbegebiet nicht nachvollziehen. „Das ist ein Totschlagargument, um vom eigentlichen Kern abzulenken. St. Johann ist keine arme Gemeinde und nagt nicht am Hungertuch! Mit rund 34 Millionen Einnahmen, davon 5,5 Millionen aus der Kommunalsteuer, und 3,5 Millionen frei verfügbaren Mitteln im vergangenen Jahr gehört St. Johann zu den reicheren Gemeinden. Einen Verschuldungsgrad von nur 30 Prozent hätten andere Gemeinden gerne. So zu tun als wäre das Gewerbegebiet Unterbürg lebensnotwendig, ist komplett übertrieben. Außerdem sollen laut Mindestanforderung 8 Arbeitsplätze pro 1.000 Quadratmeter entstehen, das sind als Untergrenze 56 neue Arbeitsplätze, die werden ja nicht über Sein oder Nichtsein entscheiden können!“, meint Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint.
Sind Bauernvertreter schon auf Linie?
Liste Fritz Landtagsabgeordnete Gabriele Madersbacher, die auf der Infoveranstaltung anwesend war, wundert sich vor allem über die Untätigkeit der Bauernvertreter. „Noch kurz vor der Nationalratswahl wetterte Tirols Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger gegen dieses Projekt und hat zähen Widerstand angekündigt. Seinen Worten hat er allerdings bisher noch keine Taten folgen lassen. Nicht verwunderlich, die Wahlen sind geschlagen und Hechenberger hat erreicht, was er wollte. Er sitzt wieder im Nationalrat!“, zeigt sich Madersbacher über Hechenbergers plötzliches Schweigen wenig verwundert. Sie lässt auch ÖVP-LHstv. Josef Geisler nicht aus der Verantwortung. „Egal wie man es dreht und wendet, letztendlich ist Geisler als zuständiger Landesrat und oberster Bauernvertreter am Zug. „An ihm liegt es nun, Farbe zu bekennen. Ist er für die Erhaltung von hochwertigen landwirtschaftlichen Nutzflächen oder das x-te Gewerbegebiet und fortwährende Naturzerstörung?“