Parteigründer Fritz Dinkhauser will sich verstärkt einbringen. Wäre es nicht sinnvoller, die Funktionen Parteichef und Klubobfrau zu vereinen?

Andrea Haselwanter-Schneider: Die Frage stellt sich nicht. Das steht auch nirgends, dass es eine Personalunion sein muss. Andere Parteien haben auch keine. Man muss sich das wie in einem Familienunternehmen vorstellen, wo es einen Gründer gibt, der sich nach und nach zurückzieht und übergibt. Mehr einbringen war bezogen auf 2013, als Fritz Dinkhauser aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt war. Ich bin froh, dass er sich mehr einbringt, noch dazu, wo die Olympia-Befragung ansteht und er als zweifacher Olympiateilnehmer weiß, wovon er redet.

Sie wollen von zwei auf vier Mandate verdoppeln. Wie wollen Sie das schaffen?

Haselwanter-Schneider: Nächstes Jahr sind wir zehn Jahre auf der Welt. Wir haben gute Oppositionsarbeit geleistet. Das honorieren die Leute. Die Verdoppelung ist realistisch. Wir sagen, wir sind lieber stark in der Opposition als schwach in der Regierung. Wir sehen ja, was mit der SPÖ und jetzt mit den Grünen in einer ÖVP dominierten Regierung passiert ist. Die SPÖ ist von 26 auf 13 Prozent abgestürzt. Die Grünen sind von der kantigen Oppositionspartei zur Waschlappenpartei geworden. Und die FPÖ stellt sich schon an, um mit der ÖVP regieren zu können. Bei uns weiß der Wähler, was er bekommt.

Man muss aber auch sagen, dass die ÖVP die Liste Fritz wohl nie in die Regierung holen würde.

Haselwanter-Schneider: Noch einmal. Wir streben keine Regierungsbeteiligung mit so einem übermächtigen Partner an.

2013 fuhr die Liste Fritz eine bittere Wahlniederlage ein. Lag es auch daran, dass die Partei keine Parteistrukturen hatte?

Haselwanter-Schneider: Es war eine schwierige Situation 2013. Das ist unbestritten. Es ist doch ganz interessant, wenn man jetzt dem ehemaligen Grünen, Peter Pilz, zuhört, der keine Partei sein will und der sagt, er brauche keine Strukturen. Man kann nur als Partei zu einer Wahl antreten. Auf Strukturen verzichten wir, die machen abhängig. Wir können agieren, ohne diese und jene Gremien zu fragen, agieren.

Die Partei als One-Woman-Show?

Haselwanter-Schneider: Die Abhängigkeit von Strukturen sieht man doch sehr gut bei der ÖVP und ihren Bünden. Es funktioniert nicht zu sagen, wir sind jetzt türkis und die Organisation bleibt dieselbe tiefschwarze.

Fritz Dinkhauser hatte 2008 versucht, in den Nationalrat zu kommen und ist gescheitert. Ein Antritt ist auch heuer kein Thema?

Haselwanter-Schneider: Nein. Wir konzentrieren uns zu 100 Prozent auf das Land. Wir sind einzig und allein den Tirolerinnen und Tirolern verpflichtet. Gerade die Sozialpolitik ist ein Kernthema von uns, weil wir sehen, dass sich die allermeisten Parteien von der Sozialpolitik verabschieden. Tirol könnte besser dastehen. 18.000 Menschen in Tirol sind arm trotz Arbeit. Das ist ja nicht gottgegeben, da ist die Politik gefordert. Wir sind eben nicht in allen Bereichen so gut aufgestellt, wie uns das die ÖVP ständig erklärt. Die Schönrederei ist ein Affront gegenüber diesen 18.000 Menschen.

Aber man muss sagen, dass Tirol bei den Arbeitslosenzahlen besser abgeschnitten hat als andere Bundesländer und die Zahl der Beschäftigten gestiegen ist.

Haselwanter-Schneider: Man muss sich sehr genau anschauen, welche Jobs entstanden sind. Sind das Jobs von denen die Leute leben können? Schaffen wir es, vor allem für Frauen gute Rahmenbedingungen zu bieten? Ich habe mich sehr geärgert, als AMS, Arbeiter- und Wirtschaftskammer erklärten, dass Frauen nur Teilzeit arbeiten wollen. Frauen haben in Tirol keine echte Wahlfreiheit, weil Tirol bei der Kinderbetreuung immer noch nachhinkt.

Der Liste Fritz wird vorgeworfen, immer dagegen zu sein. Wie jetzt auch gegen Olympia. Ist das ein Imageproblem?

Haselwanter-Schneider: Wir sind nicht immer dagegen, aber wir hinterfragen die Dinge kritisch. Das ist der große Unterschied. Beim Thema Olympia haben alle geschrieen, wie toll das wäre. Zwei Wochen sündteure Bespaßung im Februar 2026. Wenn wir hinter die Kulissen schauen, sehen wir: Olympia ist viel zu teuer und ein Sicherheitsrisiko. Dadurch gibt es unkalkulierbare Kosten, die man den Leuten auf die Volksbefragung hin verschweigt. Das ist unfair. Allein der Bewerbungsprozess kostet 20 Millionen Euro Steuergeld, die futsch sind, wenn wir den Zuschlag nicht bekommen.

Die Liste Fritz wurde von einem ehemaligen ÖVPler gegründet. Wie würden Sie die Partei heute einordnen? Links oder rechts?

Haselwanter-Schneider: Wir sind in der Mitte anzusiedeln. Wir schauen, was die Leute brauchen. Wir wollen jenen helfen, die sich selbst nicht helfen können.

Viele Themen, die sie beackern, sind linke Themen. Der Hauptgegner ist aber die ÖVP. Wie will man denn da Wähler von der ÖVP holen?

Haselwanter-Schneider: Wir haben ein sehr großes Potenzial an Wählern, die eine Alternative suchen. Durchaus auch Protestwähler. Das haben wir 2008 und 2013 gesehen. Viele Wähler wollen sich von den Altparteien loslösen. Mir ist wichtig, dass die Leute wählen und mitentscheiden. Generell stellen wir eine gewisse Politikverdrossenheit fest, alle verlieren an die Nichtwähler und das ist allgemein keine gute Tendenz.

Sie waren eigentlich Vorreiter in der Gründung einer Bewegung. Wie geht es Ihnen dabei, wenn Peter Pilz von den Grünen oder Sebastian Kurz von der ÖVP eine Bewegung sein wollen?

Haselwanter-Schneider: Beim Herrn Türkis ist das besonders unglaubwürdig. Er hat nur einen halben Schritt gemacht und greift auf das Geld und die Struktur der alten ÖVP zurück. Das wird so nicht funktionieren.

In Umfragen müssen Sie meistens um den Einzug in den Landtag fürchten. Dazu braucht es fünf Prozent. Haben Sie schon an ein Leben nach der Politik gedacht?

Haselwanter-Schneider: Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich bin gewählt bis zur nächsten Landtagswahl und werde bis zum letzten Tag mit Vollgas für die Tirolerinnen und Tiroler arbeiten. Dann ist der Wahltag und ich freue mich drauf.

Das Gespräch moderierte Anita Heubacher und ist im Original erschienen auf TT-Online und in der Printausgabe.