Hochkultur mehr wert als Volkskultur?

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„Offensichtlich ist die Hochkultur dem Land Tirol mehr wert als die Volkskultur. Zu diesem Schluss muss ich kommen, wenn ich den Bericht des Landesrechnungshofes zu den Festwochen der Alten Musik lese. Zum einen unterstützt das Land die Festwochen mit dem dreifachen Betrag an öffentlichen Steuergeldern im Vergleich zu allen Tiroler Musikkapellen. Zum anderen scheint bei den Festwochen das Verschenken von Freikarten untragbare Ausmaße erreicht zu haben. Hier fordere ich eine deutliche Einschränkung. Es kann nicht sein, dass die Musikkapellen immer weniger Geld bekommen und bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik Unmengen von Freikarten auf Kosten der Steuerzahler an die „Schicki-Micki-Hochkulturgesellschaft“ verschenkt werden. Das ist eine Ungerechtigkeit!“, macht LA Gottfried Kapferer, Kultursprecher der zweitstärksten Fraktion im Landtag, auf einen vom Rechnungshof aufgezeigten Missstand aufmerksam.

Laut Rechnungshof zu viele Freikarten bei Festwochen verschenkt

Die Liste Fritz Dinkhauser – Bürgerforum Tirol schließt sich der Kritik des Landesrechnungshofes an. Der Landesrechnungshofdirektor hat am 15.02.2008 den Prüfauftrag zur Prüfung der „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik GmbH“ erteilt. Die Prüfer schreiben in ihrem Bericht wörtlich: „Der LRH erachtet den Anteil an Freikarten generell als zu hoch. So steht der Auslastung der Festwochen von über 90 % bezogen auf die Gesamtzahl der Besucher eine deutlich niedrigere Auslastung bezogen auf die Anzahl der zahlenden Besucher von 77 % ( 2006 ) bzw. 60 % ( 2007 ) gegenüber. Bei einzelnen Veranstaltungen wird nur durch eine hohe Anzahl von Freikarten eine gute Gesamtauslastung erzielt, wobei der Anteil an Freikarten bei den Opernpremieren mit über 30 % am höchsten lag“.

Dreimal so viel Geld für Hochkultur wie für Volkskultur

Laut Budget Voranschlag 2009 werden die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik allein vom Land Tirol mit 763.100 € unterstützt. Dazu kommen Steuergelder für Festivals, etwa Tanz-Sommer, mit noch einmal 627.000 €. Demgegenüber erhalten die Tiroler Musikkapellen für das Jahr 2009 vom Land 209.500 €. Im Jahr 2008 hat die Landes-Unterstützung noch 243.200 € betragen. Sie wurde also um etwa 14 % gekürzt.

„Alle 302 Tiroler Musikkapellen, die viel für die musikalische Ausbildung der Tiroler Jugend leisten, erhalten also in Summe nicht einmal ein Drittel der Zuwendungen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Um ganz genau zu sein, nur etwa 27 Prozent. Da wird unser Steuergeld falsch verteilt, da stimmt für mich das Verhältnis nicht. So werden unzählige Musikantinnen und Musikannten in Tirol vor den Kopf gestoßen. Warum soll die Volkskultur, die in jeder Gemeinde eine wichtige Funktion übernimmt, so viel weniger wert sein als die Hochkultur?“, fragt LA Kapferer, der selbst seit 33 Jahren Mitglied der MK Fulpmes ist.