Die Freude war groß, zumal die erste Haupttunnelröhre auf italienischer Seite am Brenner die Staatsgrenze erreichte. So war es auch nicht verwunderlich, dass es sich auch Italiens Verkehrsminister Matteo Salvini nicht nehmen ließ, an diesem für die europäische Verkehrspolitik erfreulichen Tag persönlich anwesend zu sein. Kein Wunder, ist der Brenner Basistunnel derzeit doch das europäische verkehrspolitische Prestigeprojekt überhaupt. Dass bei diesem Festakt der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle und sein Verkehrssprecher Rene Zumtobel mit Abwesenheit glänzten, ist in diplomatischen Kreisen ein absoluter Tabubruch und wird die Beziehungen zwischen Italien und Tirol wohl nicht verbessern. Für Liste Fritz Verkehrssprecherin Andrea Haselwanter-Schneider ist die Brüskierung des italienischen Verkehrsministers unverantwortlich. “Das ist ein Affront, der zeigt, dass Mattle und Co kein diplomatisches und politisches Fingerspitzengefühl bei diesem sensiblen Thema haben. Vor allem dem italienischen Verkehrsminister Salvini gegenüber, der in der Transitfrage gegenüber den Tiroler Bestrebungen nach Entlastung nicht gerade freundlich gestimmt ist”, so Haselwanter-Schneider, die in dieser diplomatischen Entgleisung auch eine große vertane Chance sieht. “Einem LH van Staa oder Platter wäre diese Taktlosigkeit nicht passiert. Immerhin wäre dieses Zusammentreffen eine einmalige Chance gewesen, sich näher kennenzulernen, auszutauschen, Probleme zu erörtern und auch die derzeit verkehrspolitisch unterkühlte Stimmung zwischen beiden Ländern wieder zu aufzuwärmen”, ist Haselwanter-Schneider über diesen Affront bestürzt.
Tiroler Tatlosigkeit löst Entsetzen aus
Auch Liste Fritz Klubobmann Markus Sint ist ob dieser Tiroler Taktlosigkeit entsetzt. “Der Brenner Basistunnel ist ein europäisches Milliardenprojekt, an dem auch Italien beteiligt ist. Italien ist ein gleichberechtigter Partner. Was soll Salvini nun von den Tiroler Forderungen denken?”, fragt sich Sint, der durch diese Taktlosigkeit das Image des Landes Tirols schwer beschädigt sieht. “Mich würde nicht wundern, wenn uns Salvini nun die kalte Schulter zeigt. Der Schaden für die Tirolerinnen und Tiroler ist jedenfalls angerichtet”.
Schaden so schnell wie möglich wiedergutmachen
Beide, Haselwanter-Schneider wie Sint fordern nun von der Landesregierung diplomatische Wiedergutmachung ein. “Ob Missmanagement oder sonstige Kommunikationsfehler für diese diplomatische Entgleisung verantwortlich sind, ist nun ohnehin zweitrangig. Der Schaden ist angerichtet, jetzt ist seitens der Tiroler Landesregierung Wiedergutmachung angesagt”, so Sint, der aufgrund dieses diplomatischen Bauchflecks eine weitere Verschärfung in der Transitfrage zwischen Italien und Tirol befürchtet. Auch Andrea Haselwanter-Schneider fordert die Tiroler Landesregierung auf, sofort zu handeln. “Ob wir wollen oder nicht. Auch wenn Salvini nicht gerade ein angenehmer Verhandlungspartner ist, so müssen wir doch zur Kenntnis nehmen, dass ohne ihn wenig bis gar nichts geht. Vor allem im Hinblick auf die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene ist ein gutes Verhältnis zu Salvini überaus wichtig”, so Haselwanter-Schneider, die in dieser Angelegenheit eine Anfrage für den kommenden Mailandtag ankündigt.