Tirol schickt Kinder und Jugendliche weg!
Von 840 Kindern und Jugendlichen, die das Land Tirol im Jahr 2014 außerhalb ihrer Familien unterbringen musste, hat es 96 aus Tirol weggeschickt: Davon 59 Kinder und Jugendliche in andere Bundesländer und 37 in Ausland, vor allem nach Deutschland. Zum Vergleich, Vorarlberg betreut alle Kinder direkt im Bundesland.
Diesen Kindern und Jugendlichen fehlt die Lobby!
“Diese Kinder und Jugendlichen kommen aus Familien, wo sie geschlagen und missbraucht werden oder wo die Eltern, etwa aufgrund psychischer Erkrankungen, nicht fähig sind, sich um ihre Kinder zu kümmern. Politisch haben diese Kinder und Jugendlichen aber keine Lobby, denn seit Jahren gibt es in Tirol zu wenige Unterbringungsplätze für sie. Die Landesregierung schickt sie in andere Bundesländer weg oder ins Ausland anstatt den Tiroler Einrichtungen mehr Geld und die rechtlichen Rahmenbedingungen in die Hand zu geben, um mehr und die richtigen Plätze zu schaffen sowie mehr und das notwendige Personal anzustellen. Das ist machbar und auch finanziell ist das Wegschicken kein Vorteil, denn die vom Land Tirol in anderen Bundesländern und im Ausland bezahlten Tagsätze für die Unterbringung sind in den allermeisten Fällen wesentlich höher als in Tirol. Daher verlangen wir, dass die Landesregierung den Tiroler Einrichtungen mehr Geld und Möglichkeiten bietet, damit der Großteil der betroffenen Kinder und Jugendlichen in Tirol einen Platz findet”, stellt FRITZ-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider klar.
Die Liste Fritz – Bürgerforum Tirol hat mit den Experten verschiedener Tiroler Einrichtungen über dieses brisante Thema gesprochen und es zeigt sich, die heimischen Einrichtungen könnten mehr tun, wenn die Landesregierung sie lässt.
Zum Nachlesen:
Antrag “Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen nicht aus Tirol wegschicken, sondern in Tirol unterbringen und betreuen!”, 29. Jänner 2015
Anfragebeantwortung von LR Baur an Fritz-Klubobfrau Haselwanter-Schneider zum Thema, 10. Juni 2015
Aus Tirol weggeschickt: Zu wenige Plätze für Kinder und Jugendliche aus Krisenfamilien!, Pressereader, 30. Juni 2015
An den Kosten kann es nicht scheitern!
“Kinder und Jugendliche umfeldnahe, bei ihrer Familie und ihrem Freundeskreis unterzubringen, macht Sinn und muss die Regel, nicht die Ausnahme sein. Werden solche Kinder und Jugendlichen entwurzelt, werden sie in der Einrichtung auch nicht landen können. Für eine Handvoll ist es gut, weit weg untergebracht zu werden. Es macht keinen Sinn, die Einrichtungen ständig auf 100 Prozent Auslastung zu halten, weil es die Gefahr der permanenten Überforderung für alle Beteiligten erhöht. Es muss politisch gewollt und finanziert sein, dass Einrichtungen gerade für Krisensituationen Plätze vorrätig halten können. Bei einer Katastrophe muss ich die Rettungs- und Kriseninterventionsteam ja auch schon haben und darf sie nicht erst suchen müssen. Die Einrichtungen in Tirol könnten viele der 96 Kinder und Jugendlichen unterbringen, aber brauchen dafür Geld und Flexibilität, um neue Angebote auch in Tirol zu schaffen. An den Kosten kann es nicht scheitern, denn fürs Land Tirol fallen sie sowieso an, in Tirol oder im Ausland. Unsere Gesellschaft verändert sich und die Einrichtungen müssen sich auch entwickeln können”, erklärt Gerald Glaßer, Vorstandsmitglied des Dachverbandes der österreichischen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen und Regionalleiter für Tirol von Pro Juventute.
ÖVP und Grüne blockieren Lösung!
“Obwohl der Landtag 2013 einstimmig für mehr Unterbringungsplätze gestimmt hat, ist wenig passiert. Daher haben wir im Jänner 2015 neuerlich einen Antrag dazu eingebracht, den ÖVP und Grüne jetzt im Juli-Landtag ablehnen. Eine langfristig sinnvolle und soziale Politik für die Schwächsten schaut anders aus!”, so Andrea Haselwanter-Schneider.