Verfahrensleiter Dr. Böhler stellt seine ersten Fragen an Peter Logar. Er beginnt mit seinen Fragen zu den Personendaten und räumt dem Zeugen dann das Recht ein, selbst mit einem persönlichen Statement zu beginnen!
Der Zeuge möchte kurz darstellen, wie der Grundstein der Flüchtlingskooridnation gelegt wurde. Ausschlaggebend war der Jugoslawienkrieg. Nachdem auch aus dem Bosnienkrieg viele Flüchtlinge nach Tirol gekommen sind, hat sich das Land Tirol dazu entschieden, dass die Flüchtlingsbetreuung in der Abteilung Soziales angesiedelt wird. Wie Peter Logar angefangen hat, war null Struktur vorhanden. Es war Anfangs nichts geregelt, keine Krankenversicherung, keine Schulbesuchsregelungen, usw. Die Menschen haben damals einen vorübergehenden Schutz erhalten, sie konnten keinen Asylantrag stellen, weil die Behörden mit dieser Flut an Anträgen nicht zurandegekommen wäre. Viele Maurer und Schlosser wurden vermittelt, viele haben bei den Gemüsebauern angefangen zu arbeiten. Die meisten anderen Bundesländer haben die Flüchtlingsbetreuung an Organisationen ausgegliedert gehabt, wir haben uns damals dazu entschieden, dass diese Aufgabe die öffentliche Hand übernehmen soll. Auch in einem Gespräch mit dem Tiroler Caritasdirektor ist dieser Weg klar geworden. Die Leute sind über den Tiroler Beschäftigungsverein angestellt worden, das war eine politische Vereinbarung zwischen ÖVP und SPÖ. Wir haben darauf geschaut, dass die Menschen, die in der Flüchtlingsbetreuung gearbeitet haben, ein gewisses Lebensalter erreicht haben und damit einhergehend auch eine gewisse Lebenserfahrung! Der Großteil der Angestellten waren Frauen, weil die mit Aggressionen meist besser umgehen haben können, als Männer. Mit Ende des Jahres 2009 hat meine Tätigkeit als Flüchtlingskoordinator geendet. (Das mehr als 15 Minuten lange persönliche Statement ist hier auszugsweise und sinngemäß wiedergegeben!)
Böhler: 2006 hat es den ersten LRH-Bericht gegeben. Was war die Reaktion der Flüchtlingskoordination darauf?
Logar: Wir waren damals sehr dankbar für den Bericht und bei vielen Punkten waren wir bereits an der Umsetzung dran. Wir wollten die Punkte auch rasch umsetzen, wie die Abrechnung in der EDV, wir hatten auch Personalmangel damals. Bis auf die Personalentscheidung, die auf einer anderen Ebene getroffen werden hat müssen, haben wir alle Kritikpunkte umgesetzt.
Welche Leistungen hat damals die Flüchtlingskoordination damals erbracht?
Sprachkurse sind gemacht worden, damit waren auch Integrationsmaßnahmen verbunden, weil die Sprache der erste Ansatz dafür ist. Wir haben die Leute nach ihren Fähigkeiten geprüft und haben dann mit dem AMS und anderen Fortbildungsträgern Verbindung aufgenommen, um die Leute zu fördern.
Wie hat die Betreuungsintensität in den Heimen ausgesehen?
Die Leute haben sich ja frei bewegen können, deshalb hat man nicht 24 Stunden auf jeden aufpassen müssen. Wir haben geschaut, dass immer 2 Personen anwesend waren, um Probleme gemeinsam lösen zu können. Das war natürlich von der Größe des Heimes abhängig. Rund um die Uhr Sicherheitsdienst hat es dann im Heim in der Trientlgasse gegeben, da es dort Probleme gegeben hat.
Wenn Sie an die Flüchtlingswelle im Jahr 2015 denken, glauben Sie, dass diese mit den damaligen Strukturen zu stemmen gewesen wäre?
Wenn ich die Frage umdrehe, es hat damals 4.000 Bosnier gegeben, die zu uns gekommen sind und es waren auch keine Strukturen vorhanden. Wenn man will, schafft man alles.
(Die mehr als 10 Minuten lange Befragung ist hier auszugsweise und sinngemäß wiedergegeben!)