Der geplante Kraftwerksbau und die damit einhergehende brutale Naturzerstörung waren für die Liste Fritz Anlass genug, diese Woche im Rahmen eines öffentlichen Filmabends im kleinen Rathaussaal in Telfs die Bevölkerung zu informieren. Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint war vom großen Andrang und Interesse der Bürger positiv überrascht. „Das zeigt mir, dass nicht alle Tirolerinnen und Tiroler mit der Wasserableitung aus dem Ötztal und der rücksichtslosen Naturzerstörung im Platzertal einverstanden sind. Dieses geplante Mega-Pumpspeicherkraftwerk im Kaunertal ist überdimensioniert und leistet in den nächsten 20 Jahren keinen Beitrag zur Energiewende!“, erklärt Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint.
Der Film „Bis zum letzten Tropfen“ von Filmemacher Harry Putz zeigt in beeindruckender Weise, wie unwiederbringlich, rücksichtslos und brutal mit heute geschätzt zwei Milliarden Euro Steuergeld die Natur zerstört werden soll, ohne dass die Tiroler Bevölkerung einen erkennbaren Nutzen daraus ziehen kann. Seit 2009 plant die TIWAG schon an diesem Mega-Pumpspeicherkraftwerk, für das die TIWAG einen Speichersee mit rund 42 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen und eine 450 Meter breite und 120 Meter hohe Staumauer in die Landschaft klotzen will. Dieses Kraftwerk wird eine einzigartige Hochmoorlandschaft im Platzertal unwiederbringlich zerstören und vom Ötztal das Wasser der Venter und Gurgler Ache ableiten! Mit jahrelangen Baustellen bedeutet das einen massiven Eingriff in den Wirtschafts-, Lebens- und Naturraum! „Die Liste Fritz stellt sich auf die Seite der betroffenen Bürger!“, stellt Markus Sint klar.
Mega-Kraftwerk Kaunertal braucht es nicht für Stromversorgung der Tiroler, sondern zur Gewinnmaximierung!
„Die TIWAG gibt inzwischen selbst zu, dass die Großkraftwerke in Tirol, wie Sellrain-Silz und das geplante Pumpspeicherkraftwerk im Kaunertal, nicht für die Versorgung der Tiroler Bevölkerung da sind, sondern um den Gewinn des Unternehmens zu maximieren“, warnt Sint eindringlich und wirft der schwarz-roten Landesregierung Falschinformation vor. „Die Aussagen und Argumente von Landeshauptmann Mattle sind damit ad absurdum geführt. Es geht nicht um die Stromversorgung der Tiroler, sondern um die Gewinnmaximierung der TIWAG! Landeshauptmann Mattle und die Landesregierung sehen die TIWAG als Gelddruckmaschine, deswegen ist für Mattle der Ausbau der Wasserkraft mit dem Mega-Kraftwerk Kaunertal nicht verhandelbar. „ÖVP und SPÖ wollen immer noch mehr Natur- und Lebensraum für die Gewinnmaximierung opfern. Die Stromversorgung in Tirol und die Energiewende sind bloßer Vorwand. Das Mega-Kraftwerk im Kauerntal bringt die nächsten 20 Jahre gar nichts für die Energiewende. Die muss jetzt passieren!“, erklärt Markus Sint
Bürger machen sich Luft zur dramatischen Strompreiserhöhung und zum Geschäftsmodell der TIWAG
Reini Scheiber, Bauer und Touristiker aus Sölden kann das Mega-Projekt nicht nachvollziehen. „Es kann nicht sein, dass die TIWAG für ein derartiges Mega-Kraftwerk das Wasser von Bächen aus dem Ötztal einfach ableiten und damit eine ganze Region in Mitleidenschaft ziehen kann. Das Ötztal wird entwässert, das Platzertal geflutet! Das Ötztal gehört schon jetzt zu den niederschlagsärmsten Tälern in Tirol, die Gletscher verschwinden. Wir vor Ort merken das schon jetzt. Trotzdem halten Landesregierung und TIWAG an den Ausbauplänen und Wasserentnahmen fest. Wissentlich, dass durch die Ableitungen von rund 80% des Wassers der Venter und Gurgler Ache der Wasserhaushalt des gesamten Ötztals gefährdet ist. Das hat dramatische negative Auswirkungen für die Menschen im ganzen Ötztal, für die Landwirtschaft und den Tourismus im Ötztal. Die TIWAG und Landesregierung sägen uns den Ast ab, auf dem wir sitzen!“, ärgert sich Scheiber und will weiter gegen dieses Mega-Kraftwerksprojekt ankämpfen.
WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek warnt im Rahmen der Publikumsdiskussion im Hinblick auf die Bergstürze in Galtür und in der Schweiz vor Folgeereignissen, gerade im labilen Gebiet Kaunertal. „Wir haben bereits im Vorfeld Gutachten dazu eingeholt und sie bestätigen das erhöhte Risiko. Durch den Klimawandel gibt es auch im Kaunertal auftauende Permafrostböden. Beim bestehenden Gepatschspeicher ist der Westhang labil, Abrisse und Bergstürze hat es dort schon gegeben, die Gegend ist seit Jahren unter Beobachtung. Der Ausbau des Kraftwerkes Kaunertal zu einem Pumpspeicherkraftwerk mit regelmäßig starken Schwankungen des Wasserspiegels wird die Instabilität weiter erhöhen! Es ist das unverständlich und unverantwortlich, dieses Mega-Kraftwerksprojekt weiterzuverfolgen“, so Bettina Urbanek.